• Tanz, Kindlein, tanz

    Auch Kinder werben im Internet für Spielzeug, Knusperflocken oder Rucksäcke. Meist stecken die Eltern dahinter. Für Geld und Aufmerksamkeit filmen einige sogar den Familienalltag – bis hin zum Schlittelunfall. [Neue Zürcher Zeitung vom 26. Februar 2024, Link]

  • Knausern für die Freiheit

    Florian Wagner lebt sparsam, um mit 40 in Rente zu gehen – weil das Leben für lange Tage im Büro zu kurz ist. Anhänger des Fire-Prinzips, wie dieser Lebensstil genannt wird, suchen das Glück jenseits des Konsums. [Neue Zürcher Zeitung vom 31. März 2022, Link]

  • «An das Glück einer Heirat gewöhnt man sich schnell»

    Der Ökonom und Glücksforscher Rainer Winkelmann erklärt, warum man sich an das Glück einer Heirat schnell gewöhnt, an das Unglück der Arbeitslosigkeit aber nicht. [Neue Zürcher Zeitung vom 17. August 2015, Link]

  • Wenn die Arbeit plötzlich fehlt

    Der Verlust des Arbeitsplatzes kann in seltenen Fällen einen Suizid auslösen. Die Gründe für einen Suizid sind aber komplex. Eine alleinige Erklärung dafür gibt es nicht. [Neue Zürcher Zeitung vom 17. August 2015, Link]

  • Ein Leben für den Regenschirm

    Im März schließt mit Schirm-Rhotert ein Traditionsgeschäft am Liebfrauenberg. Chefin Siglinde Fassauer steht seit 1996 fast ununterbrochen allein hinter der Kasse. [Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. Februar 2013, Link]

  • Motiviert, hilfsbereit und schwerbehindert

    Die deutsche Wirtschaft brummt, aber Schwerbehinderte haben davon wenig. Sie sind häufig krank und irgendwie kompliziert – das denken zumindest viele Arbeitgeber. Dabei stimmt das alles gar nicht. [Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 01. Januar 2013, Link]

  • Mitarbeiterin des Monats

    EINE MELDUNG UND IHRE GESCHICHTE: Warum eine Französin 5200 unbezahlte Überstunden anhäufte Muriel Genda, zurzeit die berühmteste Ex-Angestellte von McDonald’s in Frankreich, sieht wieder besser aus. Nicht mehr so müde, nicht mehr so dünn, nicht mehr so verzweifelt. Sie sitzt in einem Café in Saint-Brieuc, einer kleinen Stadt in der Bretagne, und erzählt ihre Geschichte, die von einer unfreiwilligen Rebellion gegen die weltweit umsatzstärkste Fast-Food-Kette handelt. Muriel Gendas Geschichte beginnt vor 13 Jahren. Damals war sie 21 Jahre alt, eine Studentin der Lebensmitteltechnik, die sich am Wochenende bei McDonald’s etwas dazuverdiente. Buletten wenden, Pommes salzen, abkassieren, das war ihr Job, und sie machte ihn mit mäßiger Begeisterung, aber gut und gewissenhaft. Nach zwei Jahren bot ihr der Chef eine Vollzeitstelle an. Muriel Genda stand kurz vor dem Ende ihres Studiums und wog ihre Möglichkeiten ab. Weiterstudieren und auf eine besser bezahlte Arbeitsstelle hoffen oder bei McDonald’s anfangen und auf eine Karriere setzen. Muriel Genda entschied sich für die zweite Variante, und zunächst ging auch alles gut. Sie war zufrieden mit ihrer Arbeit, und ihr Chef war zufrieden mit ihr. Deshalb bot er ihr nach drei weiteren Jahren die Möglichkeit, Leiterin des McDonald’s-Restaurants im benachbarten Guingamp zu werden. Diesmal musste Genda nicht lange überlegen. Sie war nun Führungskraft, bestellte die Brötchen und das Fleisch selbst, führte Vorstellungsgespräche, lernte Mitarbeiter an. Sie besaß jetzt Verantwortung, viel mehr als zuvor, und sie wollte dieser Verantwortung gerecht werden, sie wollte gut sein in dem, was sie tat. Aber es gab wirklich viel zu tun. Waren mussten geordert, Schichtpläne erstellt werden, Ersatz musste herangeschafft werden für Mitarbeiter, die sich krankmeldeten, für solche, die kündigten. Und wenn es keinen Ersatz gab, sprang Muriel Genda selbst ein, briet das Fleisch, zapfte Softdrinks. Ihre Tage waren lang, sie begannen morgens um 9 Uhr und endeten oft erst gegen 23 Uhr. Sie arbeitete sechs Tage die Woche Vollzeit, nur die Sonntage waren frei, halbwegs. Dann stand sie erst am späten Nachmittag wieder in der Filiale. Den halben freien Tag opferte sie, als sie zusätzlich zu der Filiale in Guingamp noch eine zweite in Paimpol übernahm. Vier Tage in der Woche war sie dort, die übrigen drei in Guingamp. Später sprang sie auch noch in den Filialen in Plérin und Langueux ein. Während der gesamten Zeit blieb ihr Gehalt unverändert. 2200 Euro brutto. Fragt man Genda, warum sie sich das angetan hat, dann zögert sie erst, erzählt dann aber doch von ihrem Chef. Er scheint ein geübter Manipulator zu sein. Über die Jahre sei er ein guter Freund geworden, sagt Muriel Genda noch heute. Er kam zu ihrer Hochzeit, sie diskutierten und lachten. Nach der Schicht, wenn alle in eine Bar gingen, war er oft dabei. Er habe gewusst, wie er sie zum Lachen bringen, wie er ihr schmeicheln konnte, sagt Genda. Und er habe auch gewusst, wie er ihr ein schlechtes Gewissen machen, wie er sie antreiben konnte. An manchen Tagen sagte er, sie arbeite zu langsam, nicht effizient, sie sei eine Niete. An anderen versprach er ihr eine Prämie, zahlte die dann aber nicht, weil sie angeblich nachgelassen habe. Ihr Chef erinnerte Muriel Genda an ihren Vater, einen Architekten, einen Freiberufler, der auch viel forderte, von sich und von anderen. Auch deshalb ließ sie sich wohl so behandeln. Im Jahr 2008, sie hatte mittlerweile rund zehn Kilo abgenommen und lebte von Kaffee und Zigaretten, beschloss sie, sich ihr Leben zurückzuholen. Sie schrieb Bewerbungen, an Verwaltungen, an den Club Med. Sie hat sie nicht gezählt, aber es fühlte sich an, als wären es Hunderte gewesen. Nicht eine war erfolgreich. Im August 2009 folgte dann, fast erwartet, der Zusammenbruch. In ihrem Büro sackte Muriel Genda auf den weißen Fliesenboden, sie schlug die Hände über den Kopf, zog die Beine an und zitterte am ganzen Körper. Dieses Mal riss sie sich nicht wieder zusammen, dieses Mal ging sie zur Ärztin, die schrieb sie wegen eines Burnout krank. Wenig später klagte sie. Vor kurzem hat das Arbeitsgericht in Guingamp Gendas Chef verurteilt, er muss ihr etwa 250 000 Euro zahlen, für über 5200 Überstunden und entgangene Ruhetage. Er hat Berufung eingelegt, aber sollte er scheitern, wäre das wohl die höchste Gehaltsnachzahlung, die eine McDonald’s-Filiale in Frankreich jemals zahlen musste. Muriel Genda ist nun bekannt in Frankreich, Interviews gibt sie unter ihrem Mädchennamen, sie versucht, die Kontrolle über ihr neues Leben zu behalten. Heute arbeitet sie in einem Modegeschäft und leitet ein Team mit 15 Angestellten. Sie versucht, eine gute Chefin zu sein. Und halbwegs pünktlich nach Hause zu gehen. [© DER SPIEGEL, 08/2012]

  • „Operierte Brüste bringen nichts“

    Die Autorin Sara Schätzl, 24, über den Weg zum roten Teppich und gefährliche Implantate

    SPIEGEL: Sie träumten von einer Karriere als Glamourgirl, auf Ihrem Weg dorthin haben Sie sich die Brüste vergrößern lassen – mit den gefährlichen PIP-Implantaten. Wie geht es Ihnen?

    Schätzl: Als ich davon erfahren habe, dass die Implantate reißen können, habe ich erst mal drei Tage durchgeheult. Die Strapazen, die Schmerzen, und dann erfährst du, dass alles umsonst war und dein Körper in Gefahr ist. Ich ärgere mich über die laxen Kontrollen. Der TÜV kontrolliert ein Auto stärker als die Sachen, die sie in einen Körper einsetzen.

    SPIEGEL: Haben Ihnen die großen Brüste bei Ihrer Karriere geholfen?

    Schätzl: Operierte Brüste bringen dir gar nichts. Natürlich hilft gutes Aussehen. Aber man kann sich nicht nur darauf verlassen. Ich habe damals die Schule geschmissen und bin auf nach München. Und dann saß ich in meiner Sozialwohnung und habe in meiner Verzweiflung im Branchenbuch geblättert und Filmproduktionen angerufen. Die meisten haben aufgelegt. Schließlich bin ich einfach zu einer hingefahren und habe den Chef abgefangen. So bekam ich meine erste Rolle.

    SPIEGEL: Einigen Frauen aus dem Showbusiness gelingt es, nur durch ihren Körper ins Rampenlicht zu kommen. Frauen wie Micaela Schäfer.

    Schätzl: Ja, aber die ist im Dschungelcamp, was ist denn das für eine Karriere? Ich habe auch noch nie einen Filmproduzenten kennengelernt, der gesagt hat: Na ja, mit größeren Hupen hätte ich dich schon genommen.

    SPIEGEL: In Ihrem Buch beschreiben Sie Ihren Weg zum „Glamourgirl“. Was raten Sie jemandem, der ins Showbusiness will?

    Schätzl: Erstens: Sei schlauer als die anderen. Auf die ersten VIP-Partys habe ich mich geschlichen, weil ich die Kellner kannte. Zweitens: Sei fleißig. Wichtig ist Weiterbildung, Schauspielunterricht. Du musst gucken, dass du in diesem Geschäft die beste Version von dir selbst bist.

    SPIEGEL: Bereuen Sie Ihre Brust-OP?

    Schätzl: Die OP an sich nicht. Das war alles gut überlegt. Aber jetzt bin ich schwanger und kann mir die Implantate nicht herausnehmen lassen. Wir wollen das Kind keiner Vollnarkose aussetzen. Außerdem könnte ich dann nicht stillen. Aber später lasse ich sie rausnehmen.

    Sara Schätzl: „Glamourgirl“. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin; 240 Seiten; 14,95 Euro.

    DER SPIEGEL, 03/2012]