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Die Geduldeten
Blaue Wände, auf dem Boden eine Matratze mit blauem Bettlaken, darauf liegt Sania, 14 Jahre alt und aus Serbien, ausgestreckt auf dem Rücken. Es ist ein Tag im Frühling, Sania hat ihre Augen geschlossen und hält ihre Hand müde vor das Gesicht. Auf der Matratze ein Stuhl, auf dem Sanias Nachbarin Lendita sitzt, 34 Jahre alt und aus dem Kosovo, sie blickt aus dem Fenster, isst ein Stück von einem Brötchen. Es ist egal, dass der Stuhl auf der Matratze steht, egal, dass eine weitere Matratze quer über der blauen liegt, denn Ordnung und Struktur, das gibt es hier nicht, nicht hier, an diesem Ort, der Flüchtlingsunterkunft in Lebach, wo sich die Zeit entlangquält, wo Langeweile und Apathie greifbar sind, wo es aber plötzlich auch sehr schnell gehen kann, dann nämlich, wenn eine Familie abgeschoben wird. Lebach, eine Stadt mit etwa 20 000 Einwohnern in der Mitte des Saarlands, nördlich von Saarlouis und Saarbrücken. Viel gibt es hier nicht: Wiesen, Wälder, Einfamilienhäuser. Am Stadtrand, zwischen Oderring, Pommern- und Ostpreußenstraße, liegt die Landesaufnahmestelle, die erste Anlaufstelle für Asylsuchende und Flüchtlinge. Im Dezember leben dort 1247 Personen, damit sind die Unterkünfte fast ausgelastet. Auf dem ganzen Gelände gibt es eine Gemeinschafts- und 29 Einzelduschen. Viele Bewohner nennen die Landesaufnahmestelle einfach nur: das „Lager“. Die Berliner Fotografin Stefanie Schulz, deren Fotos wir hier zeigen, hat ihr erstes Lebensjahr ebenfalls in einem Spätaussiedlerheim verbracht. Ihre Mutter war 1987 kurz vor Stefanies Geburt aus Wadowice in Polen nach Baden-Württemberg geflohen, wenig später kam ihr Ehemann nach. Für ihre Abschlussarbeit an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin hat Schulz die Landesaufnahmestelle in Lebach besucht. Zwischen August 2012 und August 2013 fuhr die Fotografin einmal im Monat zu den Flüchtlingen und begleitete sie in ihrem Alltag. Für ihre Arbeit erhielt sie 2013 den ersten Preis des Studierenden-Wettbewerbs des Bundesinnenministeriums.Als Jugendliche lebte Schulz zehn Jahre im Saarland, doch von der Asylunterkunft, sagt sie heute, habe sie nichts gewusst. Erst durch ihren Ehemann Rajan erfuhr sie davon, da war sie 20 Jahre alt. Rajan wurde auf Sri Lanka geboren und lebte, als sich beide in Saarbrücken kennenlernten, ohne Aufenthaltsstatus, als sogenannter Illegaler, in Deutschland. Als er seinen Asylantrag bei der Ausländerbehörde in Lebach stellen wollte und Schulz ihn begleitete, sah sie zum ersten Mal die Landesaufnahmestelle, eine Siedlung mit weiß getünchten, zweigeschossigen Häusern, alle nummeriert. Dass mitten unter uns Personen im Bus sitzen oder an der Supermarktkasse stehen, die hier offiziell nicht wohnen dürfen und schon morgen außer Landes gebracht werden können, und dass wir von diesem Leben nichts wissen, das, sagt Schulz, finde sie verstörend. Bei ihren Besuchen in Lebach hat Stefanie Schulz Tausende von Fotos gemacht. Es sind Bilder des Ausharrens und des Hoffens, Momentaufnahmen des Alltags an einem Ort, der für die Bewohner nur ein Zuhause auf Zeit ist. Durch den Bürgerkrieg in Syrien, politische Unruhen in Nordafrika und eine generell unsichere Lage in Krisenstaaten wie Afghanistan, dem Irak und Somalia ist die Migration von Flüchtlingen zu einem drängenden Problem dieser Zeit geworden. 2012 waren laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) 45 Millionen Personen auf der Flucht – das ist der höchste Stand seit 1994. Fast die Hälfte der Flüchtlinge sind Kinder.Auch in Deutschland ist die Zahl der Asylgesuche seit 2008 gestiegen. 2013 wurden laut einer Statistik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge bis einschließlich November insgesamt 115 576 Asylgesuche eingereicht. 99 989 davon waren Erstanträge, das sind 68 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das letzte Jahr, in dem mehr als 100 000 Erstanträge gestellt wurden, war 1997. An den bisherigen Rekord von 1992 reicht diese Zahl jedoch längst nicht heran: Damals baten etwa 438 191 Männer und Frauen erstmals in Deutschland um Asyl. Zwischen Januar und November 2013 kamen insgesamt 14 Prozent und damit die meisten Flüchtlinge aus der Russischen Föderation, gefolgt von Personen aus Syrien, Serbien und Afghanistan. Wer über einen sicheren Drittstaat eingereist ist, gilt in Deutschland als nicht asylberechtigt. Eine klassische Flüchtlingsroute führt von Tunesien oder Libyen über das Mittelmeer nach Italien, das 2013 auch einen großen Zustrom an Flüchtlingen bewältigen musste. Nicht immer gelingt eine sichere Überfahrt: Als Anfang Oktober 2013 vor der italienischen Insel Lampedusa ein Boot mit etwa 545 Flüchtlingen aus Somalia und Eritrea sank und mehr als 300 Personen ertranken, war die Welt erschüttert; Papst Franziskus sprach von einer Schande. Doch selbst Flüchtlinge, die sicher die EU erreichen, leben dort bisweilen unter schwierigen Bedingungen: In Italien müssen viele mangels Unterkünften auf der Straße leben; in Griechenland hausen sie in überfüllten Lagern. Nach Ansicht des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ist das dortige Asylsystem mangelhaft und menschenunwürdig. Abgelehnte Asylbewerber dürfen deshalb seit 2011 nicht mehr nach Griechenland abgeschoben werden, selbst wenn es das erste EU-Land ist, über das sie eingereist sind.In Deutschland ist asylberechtigt, wer in seiner Heimat vom Staat verfolgt wird – sei es aufgrund seiner Nationalität oder Religion, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ethnie oder sozialen Gruppe oder aufgrund seiner politischen Überzeugung. Zwischen Januar und November 2013 traf das auf gerade einmal ein Prozent aller Asylsuchenden in Deutschland zu. 12,5 Prozent wurde Flüchtlingsschutz gewährt. Wird ein Asylgesuch abgelehnt, wird der Antragsteller abgeschoben. Ist eine Abschiebung nicht möglich, erhält er den Status der Duldung. Eine Duldung, so heißt es im Gesetz, bedeutet, dass die Abschiebung „vorübergehend ausgesetzt“ wurde. Ein abgelehnter Asylsuchender erhält diesen Status, wenn er nicht ausreisen kann, weil er zum Beispiel krank ist, wenn Ausweise fehlen oder seine Heimat für ihn zu gefährlich ist. Bisweilen ist auch die Infrastruktur im jeweiligen Heimatland zerstört, sodass eine Ausreise nicht möglich ist. Vor allem den Geduldeten hat sich Stefanie Schulz in ihrer Arbeit in Lebach gewidmet. Eine Duldung kann immer wieder verlängert werden, jeweils für maximal drei Monate. Geduldete können jederzeit abgeschoben werden; jederzeit, das heißt auch: jede Nacht. Manche Kinder sind seit Jahren in Lebach, auch ihre Geschwister wurden dort geboren. Apel, ein 14 Jahre alter Jugendlicher mit Kapuzenpulli und Bartflaum, lebt mit seinen Eltern und drei jüngeren Schwestern schon seit zwölf Jahren in Lebach, Haus Nummer 3, im Erdgeschoss, rechts. Er selbst sei im Irak geboren worden, sagt er, seine Eltern seien armenische Christen. Es ist ein Leben in permanenter Anspannung, in dem selbstbestimmte Entscheidungen nicht möglich sind.Hilfsbereitschaft wird gemäß der Bibel belohnt. Auf die Gerechten, sagt Jesus laut dem Matthäusevangelium, wartet das Reich, also der Himmel, „denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben“. Vor allem in Debatten um die Folgen der Einwanderung berufen sich viele auf die christlichen Traditionen Europas, etwa wenn es um das Tragen von Kopftüchern und um den Bau von Moscheen geht; ein christlicher Umgang mit Flüchtlingen dagegen fällt schwer. Mit neuen Maßnahmen rüstet sich die EU gegen die steigenden Flüchtlingszahlen: So ist die Türkei künftig dazu verpflichtet, Flüchtlinge, die über ihr Territorium nach Europa reisen, zurückzunehmen. Das betrifft einen Großteil der Flüchtlinge, die aus dem Nahen Osten kommen. Weitere solcher „Mobilitätspartnerschaften“ mit Anrainerstaaten sind geplant. Am 2. Dezember nahmen außerdem 18 EU-Staaten und Norwegen das Grenzüberwachungssystem Eurosur in Betrieb, das mit Drohnen und Satelliten die illegale Einwanderung nach Europa kontrollieren soll. Die EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström sagte, die Ortung ermögliche es, Flüchtlinge in überfüllten Booten zu retten. Kritiker, wie Politiker der Grünen und Linken, sagen, eigentlich gehe es um deren Abwehr. Auch im eigenen Land hält man zu den Flüchtlingen lieber Abstand. Asylbewerberheime, schön und gut, aber bitte nicht in meiner Nachbarschaft. Auf eine extreme und besonders beschämende Weise zeigte sich dies in Hellersdorf im Osten von Berlin, wo im Sommer 2013 Neonazis und aufgebrachte Nachbarn gegen ein neues Asylbewerberheim protestierten, in das Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan ziehen sollten. Anwohner fürchteten sich vor Kriminalität, hatten Angst um ihre Kinder und ihren Wohlstand. Rechtsextreme zeigten den Hitlergruß, fremdenfeindliche Parolen wurden gerufen. Proteste gegen Asylunterkünfte gab es auch in Isny im Allgäu, im schwäbischen Sachsenheim sowie in Schneeberg im Erzgebirge.Stefanie Schulz ist den Bewohnern in der Landesaufnahmestelle Lebach sehr nahe gekommen, vor allem über eine Sozialarbeiterin des Deutschen Roten Kreuzes. Aber auch über die Kinder und Jugendlichen, die teilweise sehr gut Deutsch sprechen und übersetzen konnten, fand sie Zugang zu den Bewohnern. Für die Jugendlichen war Schulz, selbst zehn Jahre älter, eine Art Bindeglied. Weil viele schon seit Jahren in Deutschland leben, sind sie westlich sozialisiert, sind auf Facebook, chatten, rauchen heimlich, hören deutschen Hip-Hop, sind verliebt. Manchen Kindern half Schulz bei den Hausaufgaben, sie trank Unmengen an süßem Chai-Tee, tanzte mit den Frauen zu Musik aus Afghanistan oder vom Balkan, abends, ohne die Männer, wenn die Frauen die Gardinen geschlossen und sich Stöckelschuhe angezogen und geschminkt hatten. Schulz aß mit ihnen, übernachtete bei ihnen. Erst nach etwa einem Jahr konnten so intime Porträts entstehen, wie zum Beispiel das des zwölf Jahre alten Jungen aus dem Kosovo, der mit aufgeblasenen Wangen auf einem Berg von Matratzen liegt; im Fernseher läuft Spongebob.Die Grundbedürfnisse der Geduldeten, also Essen, Kleidung und Schuhe, werden über Sachleistungen abgedeckt. In Lebach erhalten sie dienstags und freitags Lebensmittelpakete mit Wasser, Nudeln, Marmelade, Müsli, Tiefkühlhähnchen, Pudding und Fruchtjoghurt. Zusätzlich bekommen Erwachsene pro Monat 137 Euro in bar ausgezahlt, Kinder und Jugendliche höchstens 88 Euro. Zwar sind Ausnahmen möglich, doch grundsätzlich dürfen Geduldete nicht arbeiten; die Flüchtlinge in Lebach aber haben Ein-Euro-Jobs, sie putzen das Treppenhaus, jäten Unkraut. Wer sich weigert, wird sanktioniert.Luxus – für die Bewohner ist das ein Parfüm, aber auch russische und polnische Bonbons, Süßigkeiten von Haribo oder Gewürze vom Türken. Und ja, einige der Jugendlichen haben auch ein Handy. Schulz sagt, die Eltern sparten das Geld dafür zusammen. Wenn sie ihren Kindern sonst schon kein geregeltes Leben ermöglichen, keine Perspektive bieten könnten, dann seien Smartphones die einzigen Dinge, die einen gewissen Status vermitteln könnten. Rau sei das Leben in Lebach, erzählt der 14 Jahre alte Apel. Schnell komme es zu Streit; schon wenn Christen in der Gemeinschaftsküche Schweinefleisch brieten, könne das manche Muslime verärgern. Bisweilen komme es zu Schlägereien, wegen Frauen, Zigaretten oder Haschisch. Seine Eltern ließen seine Schwestern ungern allein vor die Tür, sagt Apel, weil an den Häuserecken Männer herumlungerten und blöde Sprüche rissen. Er selbst gehe nach 20 Uhr nur noch mit seinen Eltern nach draußen. Die Sozialarbeiterin Sonia Kraft hat drei Jahre vor Ort gearbeitet. Sie sagt: „Nach 16 Uhr herrschen hier eigene Gesetze.“Das Zusammentreffen unterschiedlicher Ethnien und Religionen sei schon schwierig genug, sagt sie, die Unsicherheit und Perspektivlosigkeit heizten die Situation weiter auf. Für manche Flüchtlinge sei es oft nicht einfach zu verstehen, warum einige eine Aufenthaltsgenehmigung erhielten, sie selbst aber nicht. Und klar: Manche machten bewusst falsche Angaben, um sich selbst zu schützen oder andere, und einige wollten die ganzen Regeln und Gesetze auch nicht verstehen. Kürzlich, erzählt Kraft, habe sich ein Türke, dessen Asylantrag wegen seiner früheren Mitgliedschaft in der Terrororganisation PKK abgelehnt worden sei, mit einem Bügeleisen an den Kopf geschlagen und eine Fensterscheibe zertrümmert.Erschwerend kommen traumatische Erlebnisse auf der Flucht hinzu: Mit Kobra und ihrem Ehemann Asam Saidi lernte Schulz ein Paar kennen, das mit sechs Töchtern aus Afghanistan über die Türkei und Italien nach Deutschland floh. Die Narben der 13 Jahre alten Lina zeugen noch heute von den Verletzungen, die sie auf der Flucht in Afghanistan durch Granatsplitter erlitt. Eine andere Tochter ging bei Gefechten verloren; inzwischen ist sie wieder aufgetaucht und lebt in Afghanistan bei den Großeltern. Sie ist 14 Jahre alt. Eine Familienzusammenführung, hat Schulz bei ihrer Arbeit erfahren, ist im derzeitigen Verfahren nicht möglich. Geduldete Kinder und Jugendliche unterliegen der Schulpflicht. Während Gänge zu Behörden, Ärzten und Anwälten den Alltag der Eltern strukturieren, ist für die Kinder und Jugendlichen die Schule mitunter der einzige Ort, an dem sie so etwas wie Normalität erleben können. Apel besucht die achte Klasse einer Realschule. Seine Lieblingsfächer, sagt er, seien Deutsch, Sport, Englisch und Musik. Später würde er gerne eine Ausbildung zum Fliesenleger machen. Selten träfen er und seine Freunde aus Lebach andere deutsche Kinder oder lüden sie gar zu sich nach Hause ein – zu groß ist die Scham. „Ihr seid doch nur die aus dem Lager“, hätten die gesagt. Kino oder Clubbesuche, Unternehmungen in Saarlouis oder Saarbrücken sind für die meisten Jugendlichen zu teuer. Stattdessen bleiben sie unter sich. Sie hören Musik, ziehen durch die Wohnblocks, spielen Fußball oder Karten. Trotz aller Nachteile bietet die Gemeinschaft in Lebach auch Schutz: Jeder kennt jeden, und irgendjemand kocht immer gerade etwas zu essen oder lädt zu einem Tee ein.Viele der Jugendlichen hätten auf sie älter und ernster als für ihr Alter üblich gewirkt, sagt Schulz. Sie nennen sich selbst „Ausländer“, sind sie doch eigentlich nirgendwo zu Hause, weder in Deutschland, das sie eigentlich verlassen sollen, noch dort, in diesem fernen Land, das für ihre Eltern Heimat ist, das sie selbst aber nur aus dem Fernsehen oder aus Erzählungen kennen. [Christ & Welt, eine Beilage der Wochenzeitung Die Zeit, vom 19. Dezember 2013; alle Bilder © Stefanie Schulz] -
Hoffen, warten, runterschlucken
Silke ist eine intelligente, moderne Frau und die Geliebte eines verheirateten Mannes. Jahrelang wartet sie vergeblich darauf, dass er seine Frau für sie verlässt. Warum verschwendet Silke ihr Leben? Nahaufnahme eines weiblichen Phänomens. [© DIE ZEIT vom 19. Juli 2012, Link] Jahrelang hat Silke auf Christoph gesetzt. Sie war seine Geliebte, dann hat sie bei ihm gewohnt. Und jetzt ist alles, was ihr von ihm bleibt: das Fotoalbum vom letzten gemeinsamen Italien-Urlaub, ein paar Geschenke und eine braune Wolldecke. Vor ein paar Wochen ist sie aus seinem Haus, in dem sie drei Jahre gemeinsam verbracht hatten, ausgezogen. Sie hat nur ihre eigenen Möbel mitgenommen: CD-Regal, Beistelltisch, Stehlampe. Dazu ihre Kleidung, den Laptop, ein paar Bücher und ihre Thermomix-Küchenmaschine. Die Sachen hat sie in ihren roten Škoda gestopft und ist ein paar Dörfer weiter gefahren, zu ihrer neuen Adresse. Ihr Auto war voll bis unters Dach, ihr Herz war leer. So ist es eben, wenn nach zehn Jahren plötzlich alles aus ist. Sieben Jahre lang war Silke, die heute 34 ist, Christophs Geliebte, drei Jahre seine offizielle Freundin. Sie hing in der Warteschleife, allzeit bereit. Sie wurde hingehalten, vertröstet, verleugnet. Und sie hat mitgespielt. Bereitwillig hat sie die Rolle der Frau übernommen, die es nicht geben durfte. Wir befinden uns in einem Dorf auf dem flachen Land, irgendwo in der deutschen Einöde. Silke wohnt auch seit der Trennung immer noch in Christophs Dunstkreis. Nur zehn Kilometer von ihm entfernt. Kurz vor dem Ortsausgang, wo die Landstraße in einen Tannenwald führt, biegt man auf eine Zufahrt. Hier ist Silkes neue Bleibe: eine sanierte ehemalige Kaserne aus rotem Klinker. Im Erdgeschoss: zwei Zimmer, Küche, Bad, der Boden aus Laminat. Das braune Sofa, das Regal mit den Büchern (Die perfekte Liebhaberin; Männer sind anders, Frauen auch) und den flachen Fernsehtisch hat Silke aus ihrer früheren Wohnung geholt, die sie seit Jahren untervermietet hat. Das Bett hat sie im Internet ersteigert – ein weißes Doppelbett, in dem sie allein schläft. Auf der Couch im Wohnzimmer liegt zusammengefaltet die Wolldecke. Christoph hat ihr darin den gemeinsamen Kater überreicht, den sie unbedingt behalten wollte. Sie nennt den Kater ihren »Kinderersatz«, im Spaß natürlich – aber irgendwie auch ein bisschen im Ernst, denn auch auf Kinder, die sie sich so sehr wünschte, hat sie immer vergeblich gewartet. Am schlimmsten, sagt Silke, sei jetzt die Einsamkeit, wenn abends niemand zu Hause sei, das Brummen des Kühlschranks in der Stille. Diese Wohnung ist kein richtiges Zuhause, aber zu Hause war sie auch bei Christoph nicht. Vor langer Zeit hatte Christoph sein Haus, weißer Klinker, braunes Satteldach, mit seiner Frau Ruth gebaut. Etwa dreihundert Menschen leben in Christophs Dorf, viele Häuser sind grau und verfallen. »Da soll er erst mal jemanden finden, der das macht, von der Großstadt hierher ziehen, ganz ohne Freunde«, sagt Silke. Vor dem Haus eine Garage und ein geharktes Beet mit Sträuchern und breit grinsendem Keramikfrosch. Hinter dem Haus, im Garten: Pool, Grill, Tischtennisplatte. Als Ruth 2004 aus- und Silke 2009 einzog, hätten die Nachbarn sagen können, die Geliebte habe sich ins gemachte Nest gesetzt. Silke dagegen sagt, sie habe sich dort immer nur geduldet gefühlt. Gemeinsame Möbel hat sie mit Christoph nie gekauft. Auf dem Klingelschild stand nicht einmal ihr Name. Silke hat viel hingenommen und viele Tränen verbissen für diese Beziehung. Und vor allem hat sie gewartet. Aber es wäre unzutreffend, sie für ein geducktes Mäuschen zu halten. Silke sieht gut aus und wusste sich schon früh zu helfen: Mit 16 Jahren flog sie für ein Highschool-Jahr nach Chicago, richtete ihre erste eigene Wohnung allein ein. Heute arbeitet sie als Assistentin der Geschäftsführung in einem mittelständischen Unternehmen. Dort ist sie auch für Personalangelegenheiten zuständig, nicht offiziell, aber doch so anerkannt, dass die Kollegen oft davon ausgehen, dass sie die Entscheidungen trifft. Gerade macht sie ein Fernstudium in Betriebswirtschaftslehre – die jüngste Klausur hat sie mit der Note 1,0 bestanden. Sie verdient so viel, dass sie auf einen Mann nicht angewiesen wäre. Silke hat noch viel vor in ihrem Beruf, deshalb will sie ihren wirklichen Namen, die genauen Orte und identifizierbare Details nicht veröffentlicht sehen. Christoph wollte sich gegenüber der ZEIT zum Thema Silke nicht äußern. Silke sagt, sie habe sich sofort in Christoph verliebt: in seine blauen Augen, seine zupackende, gewinnende Art, seinen Charme, seinen Duft. Nach jedem ihrer heimlichen Treffen und auch später noch strubbelte sie durch seine raspelkurzen, immer weißer werdenden Haare, damit sein Parfum an ihren Händen haften bliebe. Im September 1997 war er in ihren Tischtennisverein gekommen. Da war sie 19 Jahre alt. Damals verkörperte Christoph mit seinen 33 Jahren für sie Lebenserfahrung und Weltgewandtheit. Silkes Fotos zeigen ihn in Skischuhen und im Fleecepulli, Christoph mit Bierflasche vor sich auf dem Tisch und Kumpel im Arm. Er ist ein Macher, ein Kerl. Kann Rasenmäher reparieren, Laminat verlegen, schmeißt die Stimmung auf jeder Party. Später, so erzählt sie, habe sie sich oft gefragt, womit sie es verdient habe, dass ausgerechnet ein so »toller Mensch« wie er etwas mit ihr habe angefangen wollen. Er war der erste Mann, in den sie richtig verschossen war. Dass er verheiratet war und mit der gleichaltrigen Ruth einen Sohn im Teenageralter hatte, erfuhr Silke erst, nachdem sie ihr Herz verloren hatte, durch einen Nachbarn. Da war es zu spät. Im Januar 1998 die erste gemeinsame Nacht. Sie gingen ins Kino: Titanic. Später, im Hotel, bestellte Christoph eine Flasche Champagner. Er machte ihr Komplimente, hörte ihr zu, war aufmerksam. »Nach dieser Nacht dachte ich: Jetzt gehört er mir«, sagt Silke. Bald gestand Christoph, er werde sich niemals von Ruth trennen. Doch Silke entgegnete: »Das glaube ich dir nicht.« Damals fand sie die eigene Einstellung romantisch. Später, mit Mitte zwanzig, dachte sie: Es ist Schicksal, eine normale Beziehung ist eben nicht für mich vorgesehen. Heute findet sie sich naiv. Nur jede zehnte Geliebte gewinnt – und der Mann verlässt seine Ehefrau In den seltensten Fällen haben es Frauen darauf angelegt, die Geliebte zu sein. Meist ist es irgendwie nach und nach dazu gekommen. Zu Beginn, hat Gerti Senger, eine österreichische Paarpsychologin und Autorin des Sachbuchs Schattenliebe, festgestellt, ist es ein prickelndes, verbotenes Fest, ein Rausch der Gefühle: »eine Perlenkette aus Sternstunden«. Es ist die Zeit, in der noch keiner nach der Zukunft fragt und ein einstündiges Treffen schon reines Glück bedeutet. Aber irgendwann steigen die Ansprüche, und die Geliebte sehnt sich nach allem, was zu einer normalen Beziehung gehört: sich zeigen und Hand in Hand spazieren gehen, keine verdrucksten Treffen in der Kneipe im nächsten Ort, in dem niemand einen kennt. Die Geliebte weiß aber auch: Wenn sie mehr will, muss sie das bisherige Leben der Ehefrau und das der Kinder zerstören. Dieser Zwiespalt kann einen Menschen in erhebliche Bedrängnis bringen; Senger nennt es einen »emotionalen Ausnahmezustand«. So beginnt das große Warten auf den geeigneten Moment und damit die Zeit, in der Liebe vor allem Verzicht bedeutet. Natürlich ist es nicht unmöglich, dass ein Mann seine Frau für die Geliebte verlässt. Es ist bloß ziemlich unwahrscheinlich. Im Jahr 2008 hat die Gesellschaft für erfahrungswissenschaftliche Sozialforschung eine Statistik über Geliebte vorgelegt. Demnach verlässt nur jeder zehnte Ehemann seine Frau für die Affäre. Das muss nicht unbedingt für die Ehe sprechen. Es sagt bloß viel über den Stellenwert einer Geliebten aus. »Die Geliebte verliert immer«, schreibt Roman Maria Koidl in seinem Bestseller Scheißkerle: »Wenn sich Ihr neuer Flirt oder sogar verheirateter Liebhaber nicht innerhalb weniger Wochen eindeutig zu Ihnen bekennt, ist er Ihrer nicht wert. Schluss – und zwar sofort!« Die Gattin hat einen entscheidenden Vorteil: Sie ist schon länger da – und die Geliebte muss erst einmal besser sein als sie. Die Ehepartner verbinden viele schöne Erinnerungen, möglicherweise Kinder und gemeinsames Eigentum. Der Schauspieler Fritz Wepper und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sind zwei prominente Beispiele aus jüngerer Vergangenheit, die nach ihren Affären kleinlaut nach Hause zurückkehrten. Nur für wenige Frauen wie die Bertelsmann-Chefin Liz Mohn und Camilla Parker-Bowles, die Dauergeliebte von Prinz Charles, war das Leben als Zweitfrau die Durchgangsstation auf dem dornenreichen Weg zur Gattin. Nur die wenigsten Geliebten, sagt Gerti Senger, seien mit ihrem Status als zweite Geige zufrieden. Die meisten wünschen sich eine verlässliche Zweisamkeit: »Wer teilt schon gerne seinen Mann?« Zweitpartner, die sich verstecken, sind fast immer Frauen. In den Internetforen, in denen Geliebte sich austauschen und Hilfe suchen, ist die überwiegende Mehrheit der Diskussionsteilnehmer weiblich. Männer, so hat es Gerti Senger beobachtet, sind nur selten bereit, als aussichtslos Liebende eine Beziehung im Abseits zu führen. Vor allem nicht, wenn diese Beziehung asymmetrisch, also die Frau verheiratet und der Mann ledig ist: »Die meisten Männer sitzen vielleicht drei Wochen zu Hause und warten, dann reicht es ihnen.« Es ist wohl das ihnen eigene Selbstwertgefühl, das Männer daran hindert, sich über einen längeren Zeitraum als zweite Besetzung zu etablieren. Frauen dagegen, das muss leider immer noch so gesagt werden, sind weitaus häufiger bereit, sich aufzuopfern. Frauen pflegen den kranken Vater, Frauen machen die Hausarbeit, Frauen stehen nachts auf, wenn das Baby schreit. »Frauen«, sagt Gerti Senger, »erledigen noch immer den Großteil der nicht geachteten und unbezahlten Arbeit.« Und sie sind es auch fast immer, die in die Rolle des Nebenpartners rutschen, für den es heißt: hoffen, warten, runterschlucken. Im 21. Jahrhundert leben Tausende von Geliebten das weibliche Rollenmuster in seiner traditionellsten Form aus. Daran haben auch fünfzig Jahre Emanzipation nichts geändert. Warum tun sie sich das an? In Internetforen kann man auch erkennen, dass heimliche Verhältnisse von mehreren Jahren keine Seltenheit sind. Unglücklich verliebte Frauen berichten, wie erleichtert sie waren, als der Mann endlich eine E-Mail beantwortet hatte. Sie schreiben über erkämpfte Kurzurlaube oder beklagen den x-ten erfolglosen Versuch, die Beziehung zu beenden. Damals, mit Mitte zwanzig, las auch Silke solche Berichte. Einmal entspann sich ein Dialog mit mehreren Teilnehmern, als eine Frau mit dem Spitznamen »reality« Hilfe suchte. Sie hatte gerade eine Affäre mit einem verheirateten Mann begonnen, Silke warnte die Leidensgenossin, indem sie ihre eigene Geschichte erzählte. Sie schrieb damals: »Ich bin in diese Beziehung reingewachsen und komme nicht mehr raus. Er ist zu meinem Lebensinhalt geworden, obwohl ich mein Leben nicht als leer bezeichnen kann. Ich habe einen Job, der mich ausfüllt, habe mein Hobby und Freunde. Aber all diese Sachen machen mir nur so lange Spaß, solange es mit IHM gerade gut läuft. Ich verliere sämtliche Motivation und Lebensfreude, wenn wieder ein Treffen nicht klappt, wir uns streiten oder ich mitbekomme, was er mit IHR gerade unternommen hat etc. (…) bitte bitte lass ihn laufen! Tu es für dich!« »reality« antwortete: »du sagst ich soll ihn laufenlassen, hättest du es gekonnt? auch wenn dir andere es geraten hätten, hättest du ihn loslassen können? ich muss ganz ehrlich sein. ich will es nicht.« Silke darauf: »Das Dumme an unserer Situation ist, dass wir die Hoffnung einfach nicht begraben können, dass er sich irgendwann für uns entscheidet. Man hofft immer, eine der 10 % zu sein, die ihren verheirateten Freund letztendlich für sich gewinnen.« Was aus »reality« geworden ist, hat Silke nie erfahren. Als die Beziehung zu Christoph begann, ging Silke noch zur Berufsschule. In jeder Pause telefonierte sie mit ihm, und auch sonst bei jeder Gelegenheit. Endlos waren die Gespräche, eine halbe Stunde, eine Dreiviertelstunde. Meist ging es darum, dass Christoph ein Treffen absagte, weil wieder irgendetwas mit seiner Frau war. Weil Silkes Nummer nicht auf Christophs Rechnung auftauchen durfte, wählte er sie nur kurz an und ließ ihr Handy klingeln. Sie rief ihn prompt zurück – und bezahlte alle Gespräche. Die Prepaidkarten, die Silke verbraucht hat, haben sich mit der Zeit in einer Holzkiste angesammelt. Vor ein paar Jahren rechnete sie einmal den gemeinsamen Wert aller Karten aus: Es waren 2500 Euro. Die Beziehung zu Christoph war auch im wörtlichen Sinne auf Silkes Kosten gegangen. Unter der Woche zehrte sie von den Telefonaten und SMS. Sie sprachen jeden Morgen miteinander, wenn Christoph im Auto zur Arbeit fuhr. Wenn er sich mal nicht zwischen sieben und halb acht meldete, sei sie fast wahnsinnig geworden, erinnert sich Silke. Abends bewachte sie manchmal lieber das Telefon, als mit Freunden auszugehen. Die, sagt Silke, hätten ihre Klagen ohnehin nicht mehr hören können. Geliebte, so stellt Gerti Senger fest, bugsieren sich oft in die selbst verschuldete Isolation. Weil sie bei Freunden und Familie meist kein Verständnis für ihr Leben und Leiden finden, ziehen sie sich zurück. Auch Silke wollte die Warnungen nicht hören. Ihre Mutter nahm sie zwar manchmal beiseite, wenn Christoph sich abfällig über Silke äußerte, und deren jüngere Schwester Daniela sagt, sie habe Silke, wenn die mal wieder am Boden lag, in stundenlangen Telefonaten beschworen, zu erkennen, dass Christoph schlecht für sie sei. Daniela fand es merkwürdig, dass es keinerlei liebevolle Geste zwischen den beiden gab, dass Christoph Silke nicht einmal in den Arm nahm oder ihre Hand drückte. Eher, so schien es ihr, wirkten sie wie gute Bekannte. Vier oder fünf Mal hatte Christoph genug von Silke, jedes Mal hoffte Daniela, dies wäre jetzt das letzte Mal. Dann kam Silke mit den Plänen zum Umzug in Christophs Haus auf dem Land an: »Es war, als ob sie sich aufgegeben hätte«, sagt Daniela. Aber was hätten sie und die Mutter schon tun können? Wenn Silke die Kritik zu heftig wurde, zog sie sich zurück – und sie ganz zu verlieren, wollten beide nicht riskieren. Zieht sich die Geliebte von allen zurück, beginnt oft ein Teufelskreis, dann ist der heimliche Partner die einzig verbliebene Quelle für Bestätigung, wodurch seine Position noch mächtiger wird. Meist, sagt Gerti Senger, fingen die Frauen dann an, ihren Liebhaber zu idealisieren, was sie noch stärker an ihn fessle. Doch je abhängiger die Geliebte wird, desto unsicherer wird sie auch. Und je unsicherer sie ist, desto mehr wächst die Abhängigkeit. An den Wochenenden, wenn Christoph bei Frau und Sohn war, hatte Silke Kontaktverbot. Keine Anrufe, keine SMS. Irgendwann schaltete Christoph sein Handy ganz ab. Weil der sehnsuchtsvollen Silke die Wochenenden aber zu lang wurden und Ruth das ausgeschaltete Handy misstrauisch stimmte, kaufte Silke für Christoph ein Zweithandy, das er in sein Auto legte. Wenn er schon nicht für sie da war, konnte sie ihm so immerhin schreiben. Zehn SMS am Tag werden es wohl gewesen sein. Nicht allein zu sein, zu wissen, dass da wenigstens als Adressat ihrer Gedanken jemand ist – Silke gab sich damit zufrieden, auch wenn sie nur dann mit einer Antwort rechnen konnte, wenn Christoph sich mal von zu Hause losriss und in den Baumarkt fuhr. Über die Weihnachtstage war sie froh, wenn er überhaupt schrieb. Fuhr er mit Frau und Sohn in den Urlaub, kam bestenfalls eine SMS in zwei Wochen.850 Kilometer rast sie über die Autobahn – nur um ihn kurz zu sehen Sie steckte ihm Zettel mit Gedichten zu, kleine Briefe. Einmal ließ sie sich wie seine Frau im Nagelstudio French Nails aufkleben, weil sie dachte, Christoph gefalle das. Für 200 Euro kaufte sie einen alten Arztkoffer, weil er »Antikes« gut fand. Die erotischen Fotos, die die 24-jährige Silke für 600 Euro von sich anfertigen ließ, gab er ihr wieder zurück. Er konnte sie nicht mit nach Hause nehmen. Dreimal in der Woche trafen sie einander. Ort und Zeit der Treffen bestimmte immer Christoph, sie waren wohlorganisiert zwischen seiner Arbeit im Außendienst, dem Sport und der Familie. Dienstag- und freitagnachmittags fuhr er vor dem Tischtennis immer früher zu Hause los. So konnten sie noch in Silkes Zweizimmerwohnung zu Abend essen, Salat mit frisch gepresstem Orangensaft. Mittwochs fuhren Silke und Christoph für eine Stunde in den Wald. Mit seiner Frau, sagte er ihr damals, laufe in dieser Hinsicht schon lange nichts mehr. Silke lebte auf diese drei Tage hin. Mit einem Abdeckstift kaschierte sie kleine Pickel, sie zog sich ein schönes Oberteil an, eine dunkle Hose, keine Jeans. Nie trug sie Minirock oder Stiefel. Sie wollte nicht billig wirken. Während der gemeinsamen Stunden telefonierte Christoph nie mit seiner Frau. Zu groß war das Risiko, sich durch den möglicherweise veränderten Klang der Stimme zu verraten. Auch wichtig: die Haarkontrolle nach jedem Treffen. Keines von Silkes langen Haaren durfte auf Christophs Pullover zu sehen sein. Manchmal planten sie heimliche Treffen in Hotels, wenn Christoph auf Dienstreise war. Hunderte Kilometer von zu Hause entfernt. Dann fuhr Silke ihm hinterher. Weil er am Nachmittag noch seine Kollegen traf, legte er den Zimmerschlüssel auf den Reifen seines Firmenwagens, sodass Silke, wenn sie am Abend ankam, schon aufs Zimmer gehen konnte. Morgens, bevor die anderen zum Frühstück gingen, schlich sie wieder davon. Keiner seiner Kollegen durfte was merken. Silke sagt heute, sie habe diese Treffen trotzdem genossen, denn dann hatte sie ihn eine Nacht ganz allein für sich. »Damals habe ich zu 97 Prozent gelitten«, sagt sie, »aber die drei Prozent, die ich genossen habe, wogen alles wieder auf.« Was bei all dem Versteckspiel auf der Strecke blieb, war Silkes Beruf. Mit Anfang zwanzig, zum Ende ihrer Ausbildung hin, dachte Silke nicht an die Karriere. »Für mich war nur wichtig: Welchen Job kann ich machen, um Christoph weiter tagsüber treffen zu können?«, sagt sie. So ging sie wie er in den Außendienst, obwohl ihr die Arbeit überhaupt keine Freude machte. »Totaler Schwachsinn«, sagt sie heute. Zur Einarbeitung musste sie damals für drei Monate in eine andere Stadt ziehen, ans andere Ende der Republik. Jeden Freitag raste sie in ihrem Auto 850 Kilometer nach Hause, sieben, acht Stunden auf der Autobahn. Unter der Woche arbeitete sie vor und sammelte Überstunden an, damit sie am Freitag schon um elf Uhr das Büro würde verlassen können. So konnten sie sich wenigstens für eine Stunde vor dem Tischtennistraining sehen. Das war die Ausbeute des Wochenendes. Einmal, da war sie schon fast zu Hause angekommen, leuchtete eine SMS von Christoph auf: Kann leider nicht kommen. Sie hatte den ganzen Weg umsonst gemacht. Warum wird eine Frau zur Dauergeliebten? Ist es Masochismus? Selbsthass? Mangelnde Selbstachtung? Die Furcht, keinen anderen mehr zu finden? Ist es eine Mischung aus Erziehung, Erlebnissen, gesellschaftlichen Erwartungen und Zufällen? Oder ist es Ideologie? Meist gehe es darum, sagt der Paartherapeut Ragnar Beer, dass Menschen trotz aller Freiheit und Selbstentfaltung, die ihnen heute offenstünden, nichts so sehr wünschten wie eine feste, verlässliche Beziehung. Und manche Menschen sind offenbar bereit, mehr als das Erträgliche dafür zu tun. Bleibt die Frage, ob ihre enormen Investitionen sich irgendwann tatsächlich auszahlen oder ob sie nicht zuletzt auf den Kosten sitzen bleiben. Gerade die heutige Zeit mit ihren Begleiterscheinungen wie Mobilität, Individualisierung und Vereinzelung begünstigt das Entstehen solcher Abhängigkeitsverhältnisse. Die sozialen Beziehungen werden immer unzuverlässiger und bröckeln; Kinder, Eltern, Großeltern und Freunde leben über die ganze Welt verstreut. Zwischen Liebenden liegt manchmal der Atlantik oder ein ganzer Kontinent. Verbindliche Zusagen und Treueschwüre verlieren an Wert, jede dritte Ehe wird geschieden, die Zahl der Singlehaushalte steigt, die Zahl der Einsamen auch – Männer und Frauen suchen verzweifelt nach Zuwendung. Die gesellschaftlich aufgezwungenen Vorstellungen vom »richtigen Leben« und von der »richtigen Liebe« können sich in diesem Vakuum zu einer persönlichen Ideologie aufblähen. Die davon Besessenen klammern sich an ihre Träume wie Erich Honecker an die Idee vom Sozialismus, während das Leben unter ihnen zusammenbricht. Silke, die im Verborgenen interessant war, wird langweilig, als sie Alltag ist Ihre zunehmende finanzielle Unabhängigkeit erlaubt es den Frauen auf der Suche nach Liebe, durchaus einmal etwas zu riskieren. Romanfiguren wie Anna Karenina, Effi Briest und Madame Bovary illustrieren eindrucksvoll, wie es verheirateten Frauen erging, die sich im 19. Jahrhundert einen heimlichen Liebhaber gestatteten: Kam die Liaison heraus, war ihr Ruf ruiniert und die Existenz zerstört. Heute leiden die Frauen an ganz anderen Zwängen: Sie laufen im Hamsterrad ihrer eigenen Anspruchssysteme. Sie haben exakte Vorstellungen davon, wie Glück auszusehen hat, und laborieren an den Defiziten, die die Realität zwangsläufig mit sich bringt. Die ständige Beschäftigung mit dem Mangel an Glück verschließt ihnen schließlich den Blick auf die möglichen Freuden des Lebens. Heute haben die Menschen mehr Gelegenheiten denn je, einen möglichen Partner kennenzulernen, und alle nötigen elektronischen Geräte, um heimliche Treffen zu arrangieren: Sie wechseln häufiger die Arbeit und machen Geschäftsreisen in ferne Städte, sie haben mehrere Handys und E-Mail-Adressen, und wenn sie sich einsam fühlen, durchstöbern sie in Partnerbörsen ein unendliches Flirt-Angebot. Früher, als die Gemeinschaft und damit die soziale Kontrolle stärker waren, fielen Affären leichter auf. Heute kennt man oft nicht einmal den Nachbarn, geschweige denn die Personen, die bei ihm ein und aus gehen. So liebt jeder für sich allein. Aber grenzenlose Freiheit macht die Liebe eben auch immer prekär und den Liebenden besonders verletzlich und besonders bedürftig. Deshalb müsste es umso wichtiger sein, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu achten – und diese auch gegenüber dem Partner durchzusetzen. Erwachsen und emanzipiert zu sein, sagt der Paartherapeut Beer, heißt eben auch, sich um das eigene Wohlergehen zu kümmern und sich einen Partner zu nehmen, der es gut mit einem meint und nicht bloß die eigenen Interessen im Blick hat. Dazu gehört auch, sich von Menschen zu trennen, die einem nicht guttun. Man kann Christoph sicher vorwerfen, dass er das mangelnde Wissen der viel jüngeren Silke um die eigenen Grenzen ausgenutzt hat. Aber Silke ihrerseits wurde zwar älter, doch nicht klüger. Sie wollte dem Idealbild entsprechen, von dem sie glaubte, Christoph mache es sich von Frauen. Und womöglich hat sie ihn gerade dadurch um die Chance gebracht, dazuzulernen: zu lernen, sie zu achten. Welcher Mensch bemüht sich schon um ein Glück, das sich ihm aufdrängt? Andererseits wurde Silke durch das chronische Verbiegen und Verbergen selbst immer bitterer und unzufriedener und fing an, Christoph auf die Nerven zu gehen. Sieben Jahre lang erlebte Silke ein Hin und Her aus Hingabe und Verweigerung. Doch 2004 kam der große Moment. Christophs Frau Ruth war endlich aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen: Christoph hatte sie herausgeworfen, er hatte keine Lust mehr, mit ihr zusammenzuleben. Das gemeinsame Kind war groß, und Ruth orientierte sich um. Jetzt wollte Silke heraus aus dem Dunkel, jetzt wollte auch sie zu ihrem Recht kommen. Also rief sie Ruth an und bat die Überraschte um ein Treffen. Es war ein nüchternes Gespräch. Bei einem Glas Wasser saßen Christophs Frauen in Ruths neuer Wohnung einander gegenüber. Silke hatte einen Stapel Fotos von sich und Christoph mitgebracht, als Beweismittel sozusagen, sie wollte sichergehen, dass Ruth ihr die Geschichte von der langen Lovestory auch abnehmen würde. Bis heute glaubt Silke, dass Ruth bis dahin nichts von dem Verhältnis ahnte. Ruth habe damals recht gefasst reagiert, sagt Silke, doch später muss sie Christoph die Hölle heiß gemacht haben. Denn die ganze Sache ging nach hinten los. Christoph machte Silke aufgrund ihrer Offenbarung wütende Vorwürfe. Dann verließ er sie. In den nächsten Jahren hatte er eine andere Freundin. Silke sah sich in dieser Zeit auch nach anderen Männern um – und sicher, es gab welche. Sie traf sich mit zwei Internet-Bekanntschaften, doch als die sie wiedersehen wollten, zog sie sich zurück. Die Gefühle für Christoph waren stärker. Außerdem habe sie das schon wieder genervt, sagt Silke, diese Nähe. Als sich Christoph 2008 wieder per SMS meldete, wollte Silke ihn eigentlich zappeln lassen, aber dann fuhr sie doch noch am selben Abend zu ihm. »Er musste bloß mit dem Finger schnippen, ruck, zuck war ich da«, sagt sie. Und 2009 durfte Silke endlich zu Christoph ziehen. Ruth hatte damals den Kontakt zu ihm abgebrochen. »Da war erst mal Ruhe an der Front«, sagt Silke. Nun, da die Bahn frei war für sie, hätte alles gut werden können, doch nichts wurde gut. Im Gegenteil: Die Beziehung verschlechterte sich und blieb zunächst so heimlich, wie sie begonnen hatte. Da war die Angst, er könnte zu seiner Ehefrau zurückkehren, die Angst, er könnte eine neue Frau kennenlernen – die Angst hat Silke nie verlassen. Nie konnte sie sich sicher fühlen. Einmal, als sie Hand in Hand über ein Stadtfest liefen, schlug ihr Christoph vor, ihre Hand zu drücken, wann immer er eine hübsche Frau sehe. Er drückte ihre Hand an diesem Nachmittag sehr häufig. Silke sagt, ihre Beziehung sei an der unsichtbaren Konkurrenz gescheitert. Tatsächlich war auch Ruth irgendwie immer noch da – trotz Trennung und Auszug. Wenn Silke im Flur die Marmortreppe hinaufging, lief sie jedes Mal an Ruths hässlichen azurgrünen Gardinen vorbei. Silke wollte sie abnehmen, aber Christoph war dagegen. Er sah keinen Grund, die Dinge zu ändern. Bis heute ist er mit Ruth verheiratet, und geht es nach ihm, wird das auch so bleiben. Christoph und Ruth treffen sich alle zwei Wochen. Silke sagt, seiner Frau falle immer etwas ein, wozu sie seine Hilfe brauche: sogar beim Tanken und beim Geldabholen. Einmal in der Woche telefonieren er und Ruth miteinander, und es gab Zeiten, da sprachen sie jeden Tag. Christoph sagte dann zu Silke, sie solle mal still sein. Er ging in sein Arbeitszimmer im ersten Stock, Silke hockte unten in der Küche und lauschte. Er habe dann immer einen ganz weichen Ton in der Stimme gehabt, fast zärtlich habe er mit Ruth gesprochen, nur sie selbst, sagt Silke, sie habe diesen Ton in der letzten Zeit nicht mehr gehört. Silke, die im Verborgenen interessant war, wird langweilig und anstrengend, als sie Alltag ist: Christoph findet plötzlich, sie habe sich verändert. Sie sei abends oft müde, und sie bevormunde ihn. Auch Silke lernt Christophs weniger erfreuliche Seiten kennen. Während er in Gesellschaft den Sonnyboy gibt, ist er zu Hause in sich gekehrt und manchmal verletzend. Ein paar Kilogramm abzunehmen wäre nicht schlecht für sie, meint er zu Silke, dann würde er sie vielleicht heiraten. Auch im Bett geht es inzwischen eher beschwerlich zu. Ob sie nur zweite Wahl sei, fragt sie ihn. Nein, sagt er, »aber die einfachste« Damit zwei Menschen miteinander glücklich sein könnten, sagt Gerti Senger, brauche es mehr als ein paar aufregende Nächte. Soziale Übereinstimmung gehöre dazu, aber auch gemeinsame Werte und Ziele, eine gemeinsame Kraft. »Die Liebe«, sagt Senger, »ist das Brüchigste, was es gibt.« Es ist das Tragische an den Geschichten von Geliebten, dass sie ihre erträumte Beziehung nie richtig testen können. Wird das heimliche Verhältnis doch einmal offiziell, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Beziehung scheitert. »Wenn etwas so einen langen, zähen Vorlauf hat, ist es oft schon ausgelutscht, wenn es richtig beginnt«, sagt Senger. Auch die Geliebte und ihr Liebhaber haben dann schon eine Art Gewohnheitsbeziehung – und die Entschädigung, ein offizielles Paar zu werden, schmeckt schal. Doch Silke konkurrierte nicht nur mit Ruth. Im vergangenen Sommer, als sie an einem Wochenende mit ihren Eltern zur Kur fuhr, ging Christoph mit seinem jetzt fast dreißig Jahre alten Sohn auf eine Party. Nachts reagierte er nicht auf SMS, er hob auch das Telefon nicht ab. Später durchsuchte Silke die ausgegangenen Anrufe und Mitteilungen auf seinem Handy, das tat sie manchmal, wenn sie ein ungutes Gefühl hatte. Sie fand eine SMS, die er an Manu, eine 25-Jährige aus dem Dorf, geschrieben hatte: »Ich hätte noch so gerne mit Dir getanzt«, stand da. Silke fand, so einen Satz schreibe man nicht einfach irgendjemandem. Christoph fand, da sei doch nichts dabei. Das mit dem Tanzen habe zwischen ihm und Silke sowieso nie so richtig geklappt. Hätte Christoph sie wirklich betrogen, hätte es Silke möglicherweise nicht einmal gemerkt. Plötzlich galten die Heimlichkeiten, die Tricks – alles, was Silkes und Christophs Beziehung jahrelang am Leben gehalten hatte – ihr selbst. »Ich wusste ja, wie er tickt, man ändert sich doch letztlich nicht«, sagt sie. Jetzt wurde sie misstrauisch, wenn er am Wochenende mit dem Auto wegfuhr. Wollte er nur in Ruhe mit einer anderen telefonieren, wie er es früher mit ihr getan hatte? Sie tippte eine SMS: »Ich habe einfach Angst, dass Du jemand anderes hast. Sag mir doch einfach, dass es nicht so ist.« Für Silke hatte die Beziehung zu Christoph immer etwas mit Leistung zu tun. Mit Kampf und Anstrengung. »Zuerst war es aufregend und schön, es war ja auch etwas Besonderes«, sagt sie. Nun, mit 34 Jahren, konnte sie nicht mehr. »Entweder Heirat oder Kinder«, sagte sie irgendwann zu Christoph. Aber das war auch wieder nur eine leere Drohung. Christoph ist jetzt 49 Jahre alt, für ihn ist die Familienplanung abgeschlossen. Er entschied sich für gar nichts, aber Silke glaubte, wenn sie nur lange genug durchhielte und sich wirklich bemühte, wäre sie irgendwann am Ziel. Die Chancen, etwas richtig machen zu können – sie schwanden. Als Silke Christoph einmal fragte, was sie denn tun solle, damit er glücklich werde, antwortete er: »Du kapierst es ja sowieso nicht.« Und womöglich stimmt das sogar. Es scheint, als habe Silke sich zu diesem Zeitpunkt im Wartesaal der Liebe so eingerichtet gehabt, dass sie nicht merkte, dass der Zug, in dem Christoph saß, längst abgefahren war. Es ist vielleicht auch bequemer für eine Frau, in der Opferrolle zu verharren, als mit dem Mann Krieg anzufangen oder allein neu anzufangen. Auf ihrem iPhone hat Silke einen Film gespeichert: Christoph im T-Shirt auf dem Sofa, auf dem Bauch der gemeinsame Kater. Seine Hände kraulten durch das schwarze Fell, dazu seine gurrende Stimme. Und sie dachte: »Nun konkurriere ich schon mit einer Katze.« Einmal wollte sie ihm zeigen, dass es ihr wirklich ernst war, dass auch sie nicht alles mit sich machen lasse. Für eine Woche wollte sie ausziehen, bei Eltern und Freunden wohnen, aber schon nach drei Tagen kehrte sie zurück. Die Sticheleien und die ständige Unsicherheit taten Silke zwar weh. Aber viel schlimmer, so fand sie, war das Alleinsein. Im Supermarkt sah sie plötzlich nur Paare, die ihre Einkäufe erledigten und dann gemeinsam mit dem Auto davonfuhren. Und daneben sah sie sich, wie sie allein dastand und niemanden hatte, der zu ihr gehörte und zu dem sie gehörte. Silke wollte ein Zuhause, einen sicheren Platz in dieser Welt, endlich ankommen. Sie malte sich aus, wie es wäre, gar noch mit fünfzig ein Single zu sein, ohne Kinder, und weil diese Fantasie zu grauenhaft war, kroch sie zu Christoph zurück und versprach, fortan nicht mehr so viel zu verlangen. Manchmal erinnert sie sich an diesen Satz, den Christoph einmal zu ihr gesagt hat. Sie hatte ihn gefragt, warum er sich wieder bei ihr gemeldet habe, wenn er doch später so unzufrieden mit ihr war. Ob sie denn nur die zweite Wahl gewesen sei? »Nein«, sagte Christoph da, »aber die einfachste.« Vor etwa zwei Monaten hat er Schluss gemacht, ganz überraschend nach dem Tischtennis. Mittwochnachmittag waren beide im Streit auseinandergegangen. Wieder hatte Silke in seinem Handy herumgeschnüffelt, wieder fand sie eine SMS, die er an Manu geschrieben hatte: »Lasse mir jetzt auf der Terrasse die Sonne ins Gesicht scheinen.« Silke hatte Christoph gebeten, er solle versprechen, Manu nicht mehr zu schreiben. Er hatte geantwortet: »Lass mich einfach in Ruhe.« Am Abend war es aus. Zunächst hoffte Silke, er würde wieder zur Besinnung kommen. Am Freitag nach der Trennung schrieb sie ihm etwa zwanzig SMS. »Ich verliere so viel, meinen Freund, mein Zuhause. Und was verlierst Du?« Doch Christoph antwortete nicht einmal mehr. An einem der folgenden Wochenenden fuhr er auf eine Messe. Silke bot ihm an, für die Zeit wieder in sein Haus zu ziehen, schließlich müsse doch jemand den Kater füttern, der damals noch bei ihm lebte. Doch Christoph hatte schon seine Eltern gebeten. Sie würden die Katze hüten. Für ihn war alles geklärt.